Nachhaltig, sicher, bezahlbar: Forschen für innovative Magnete

Dr. Pelin Tozman erhält „ERC Starting Grant“ über 1,5 Millionen Euro

06.09.2024 von

Dauermagneten sind von zentraler Bedeutung für grüne Technologien. Ihre Produktion erfordert aber teure und umweltschädliche Rohstoffe. Die Materialwissenschaftlerin Dr. Pelin Tozman von der TU Darmstadt forscht deshalb an ressourcenschonenden Alternativen. Ihr Projekt „MAG-TOOL“ wird jetzt vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem „Starting Grant“ über fünf Jahre mit insgesamt 1,5 Millionen Euro gefördert.

Dr. Pelin Tozman

Dauermagneten auf Nd-Fe-B-Basis (Neodym, Eisen und Bor) sind seit ihrer Erfindung im Jahr 1984 das Material der Wahl für Anwendungen, die hohe Leistungen erfordern. Heute sind sie zum Beispiel in Elektrofahrzeugen und Windturbinen im Einsatz. Allerdings müssen für den Betrieb der Magneten bei Temperaturen von über 100 Grad Celsius schwere Seltene Erden wie Dysprosium und Terbium verwendet werden – äußerst kritische und knappe Rohstoffe. Das macht die Technik sehr kostspielig, umweltgefährdend und anfällig in den Lieferketten.

Allerdings wurde trotz jahrzehntelanger Forschung noch keine praktische Alternative zu Nd-Fe-B-Magneten gefunden. Das will Tozman nun ändern. Sie forscht an Magneten mit Inhaltsstoffen überwiegend aus Eisen zusammen mit Samarium, die zum Teil sogar bessere magnetische Eigenschaften haben als Nd-Fe-B und einen geringeren Anteil an Seltenen Erden benötigen. Mit neuartigen Legierungen will die Wissenschaftlerin die magnetischen Eigenschaften der Komponenten optimieren.

Im Rahmen ihres Projekts „MAG-TOOL“ will Tozman, die am Fachgebiet Funktionale Materialien unter Leitung von Professor Oliver Gutfleisch arbeitet, auch Künstliche Intelligenz in Form von Maschinellem Lernen einsetzen, um die Eigenschaften unterschiedlicher Zusammensetzungen vorherzusagen. Ein hochmoderner Werkzeugkasten wird die Zahl der dafür notwendigen Experimente drastisch reduzieren. Die Kombination aus innovativer experimenteller Materialbearbeitung und Maschinellem Lernen macht das Forschungsprojekt einzigartig. Das Ziel ist die Entwicklung eines neuen Mittel- und Hochleistungsmagneten, der Ressourcen schont und dessen Elemente sicher, bezahlbar und nachhaltig sind.

Zur Person

Pelin Tozman forscht seit Februar 2023 an der TU Darmstadt, wo sie für fünf Jahre im Programm „Athene Young Investigator“ gefördert wird. Sie hat am Trinity College in Dublin promoviert und mehrere Jahre in Japan als Postdoc am Research Center for Magnetic and Spintronic Materials gearbeitet sowie als Research Fellow am International Center for Young Scientists des National Institute for Material Science in Tsukuba nahe Tokio.

Pelin Tozman

Hintergrund

ERC Starting Grants werden vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) an Forschend aus allen Disziplinen bis zu sieben Jahre nach der Promotion vergeben. Mit der Auszeichnung will die Europäische Union herausragende Forschung und Early-Career-Wissenschaftler:innen fördern. Der „Starting Grant“ richtet sich an Forschende am Beginn ihrer Karriere, die schon exzellente Arbeiten vorweisen können und eine eigenständige Forschung oder eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten.