Materialien in Strahlungsfeldern
In einer Reihe von Anwendungen, wie in Nuklearanlagen, Teilchenbeschleunigern und im Weltraum, sind Materialien energetischer ionisierender Strahlung ausgesetzt. Diese Bestrahlung kann zu einer Degradation der Materialeigenschaften führen.
Polymere sind in dieser Hinsicht besonders anfällig. In Zusammenarbeit mit der werden Polyimide und Polyepoxide, die Bestandteile der supraleitenden Strahlführungsmagnete sind, bestrahlt mit relativistischen schweren Ionen und hinsichtlich ihrer Eigenschaften charakterisiert, wie der Netzwerkdegradation und elektrischen Leitfähigkeit. GSI
Ein weiteres Material ist polykristalliner Graphit, der als Targetrad und Strahlfänger eingesetzt wird.
Untersuchungen an Szintillatoren für die Hochstrom-Diagnose von Schwerionenstrahlen
Szintillationsschirme werden an Beschleunigeranlagen standardmäßig verwendet, um ein zweidimensionales Abbild des Teilchenstrahls zu erhalten und somit Lage, Form und Intensitätsverteilung im Strahlrohr zu bestimmen. Dazu wird der Leuchtschirm in den Ionenstrahl gebracht, durch diesen zur Szintillation angeregt und das emittierte Licht mit einem geeigneten Detektor (z.B. CCD-Kamera) registriert. Neben der direkten Abbildung des Strahls sind Leuchtschirme ein häufig verbautes Element in anderen Diagnosetools, z.B. in der sogenannten Pepper-Pot-Vorrichtung zur Bestimmung der Brillanz des Strahls oder auch als bildgebendes Element hinter Multi-Channel-Plates (MCP).
Da sich im Allgemeinen der Leuchtschirm als strahlzerstörendes Werkzeug direkt im Primärstrahl befindet, sind die verwendeten Materialien extrem hohen Strahlintensitäten ausgesetzt. Die daraus resultierenden Strahlenschäden führen zur raschen Degradation der eingesetzten Materialien sowie unter Umständen zur falschen Abbildung des Ionenstrahls.
Deshalb wurden die Eigenschaften von Szintillationsschirmen in Abhängigkeit verschiedener Strahlparameter (Projektil-Ion, Energie, Energieverlust dE/dx, Teilchenfluenz, Targettemperatur) untersucht. Verschiedene inorganische Materialien wurden in zwei Teilprojekten untersucht:
Niedrig-Energiebereich: Durchführung von Experimenten am UNILAC am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH in Darmstadt sowie am 6 MV-Tandetron des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) in Dresden mit Teilchenenergien von 0,5 bis 11,4 MeV/u.
Hoch-Energiebereich: Durchführung von Bestrahlungsexperimenten am Schwerionensynchrotron SIS18 am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH mit Energien von einigen hundert MeV/u.
Die Untersuchungen konzentrieren sich nicht nur auf bereits herkömmlich genutzte Szintillatoren (z.B. P43, P46, Al2O3:Cr), sondern auch auf keramische und als besonders strahlenhart bekannte Materialien (z.B. Al2O3, ZrO2). Die Eigenschaften der Materialien (Lichtausbeute, Strahlbreite und höhere statistische Momente) wurden untereinander verglichen. Das Abbild verschiedener Ionenstrahlpulse wurde mit einer digitalen CCD-Kamera aufgenommen und einzeln ausgewertet. Im Niedrig-Energiebereich ergibt sich bei allen Materialien eine Abschwächung der Lichtausbeute in Abhängigkeit der Bestrahlungsdauer. Dies wird auf die massive Erzeugung von Strahlenschäden (Leerstellen, Interstitials etc.) zurückgeführt. Die aufgenommene Strahlbreite zeigte eine Abhängigkeit vom Szintillationsmaterial.
Zudem hängen sowohl Lichtausbeute als auch Strahlbreite von der Schirmtemperatur ab, die durch die Ionenbestrahlung zunimmt. Mit zunehmender Temperatur ist ein durch thermisches Quenchen verursachter Rückgang der Lichtausbeute zu verzeichnen. Es konnte allerdings gezeigt werden, dass durch eine gezielte thermische Behandlung der Materialien die weitere Degradation der Lichtausbeute verhindert werden kann (Abbildung 1). Dies wird auf diffusionsgesteuerte Ausheilungsprozesse der erzeugten Strahlenschäden zurückgeführt. Somit stellt das Tempern der Materialien ein wirksames Instrument dar, um die Lebensdauer der Leuchtschirme zu verlängern.
Bei der Bestrahlung im Hoch-Energiebereich tritt die oben skizzierte Degradation der Leuchtschirme nicht bzw. in einem wesentlich geringeren Ausmaß auf. Daher kann hier für die Strahldiagnose auf konventionelle Szintillatoren zurückgegriffen werden. Die effizienteste Umsetzung von Energie in Licht wurde am Phosphor P43 gemessen. Die höchste Lichtausbeute insgesamt wurde von einem Cerium-dotierten YAG Einkristall gemessen. Dieser Kristall zeigte jedoch auch die größten Abweichungen in der Abbildung des Strahlprofils. Beide Effekte werden der Schirmdicke von etwa 1 mm zugeschrieben (Abbildung 2). Eine Abnahme der Lichtausbeute in Abhängigkeit der Bestrahlungsdauer war kaum oder gar nicht zu verzeichnen. Der Grund dafür ist die weniger intensive Erzeugung von Strahlenschäden, da nur ein Bruchteil der Projektil-Energie direkt im Material deponiert wird (Bragg-Kurve). Es lässt sich jedoch eine Abnahme der Lichtausbeute mit zunehmender Größe des Projektils erkennen. Dies kann möglicherweise mit der Nichtproportionalität von Szintillatoren erklärt werden.