Teilchentransport durch Nanoporen

Zur Diagnose von Erkrankungen und zur Untersuchung von Abwasserbelastung durch Medikamente oder Giftstoffe, müssen Proben fast immer ins Labor geschickt werden. Zudem kann es lange Zeit dauern bis die Ergebnisse vorliegen. Ein „Lab-on-a-Chip-System“ bietet hingegen die Möglichkeit die Proben mit der gleichen Funktionalität eines Labors vor Ort zu analysieren, jedoch schneller, kostengünstiger und mit weniger Aufwand. Synthetische Nanoporen sollen als Grundbestandteil eines solchen „Lab-on-a-Chip-Systems“ dienen.

Prof. Dr. Wolfgang Ensinger

Unser Ziel ist es, eine neue Generation von Sensoren zu entwickeln, die in enger Anlehnung an ihre biologischen Vorbilder eine hohe Empfindlichkeit und Leistungsfähigkeit haben.

Biologische und Synthetische Nanoporen

Nanoporen in biologischen Zellmembranen sorgen für den Stofftransport von innen nach außen und umgekehrt. Diese Transportsysteme sind selektiv und je nach Membran substanzspezifisch. Jedoch sind biologische Nanoporen wegen ihrer Beschaffenheit außerhalb ihrer natürlichen Umgebung sehr instabil, sodass der sensorische Einsatz in der Analytik stark limitiert ist.

Inspiriert durch die Natur werden synthetische Nanoporen mit einem chemischen oder biologischen Sensor auf der Porenoberfläche funktionalisiert, um den substanzspezifischen Stofftransport von biologischen Nanoporen zu imitieren. Im Gegensatz zu biologischen Nanoporen, sind synthetische Nanoporen in Kunststofffolien thermisch, mechanisch und chemisch viel stabiler und können in technischen Prozessen verwendet werden.

Herstellung von Synthetischen Nanoporen

Herstellung von Nanoporen in einer Polymermembran in zwei Schritten.
Herstellung von Nanoporen in einer Polymermembran in zwei Schritten.

Die Herstellung von synthetischen Nanoporen in Polymerfolien (z.B. PET, PI) erfolgt im ersten Schritt durch Bestrahlung mit Schwerionen unter Ausbildung von Schadenzonen und anschließendes nasschemisches Ätzen. Je nach Ätzverfahren und -dauer können unterschiedliche Porenformen und –durchmesser bis in den Nanometerbereich erzeugt werden. Das ermöglicht den Einsatz sowohl in der Sensorik, als auch in der Filtrationstechnik.

Durch das Ätzverfahren entstehen im Falle von PET freie Carboxylgruppen, die durch Kopplungschemie funktionalisiert werden können. Der Ionentransport durch die Nanoporen wird mittels Strom-Spannungs-Messungen detektiert.

EDC/PFP-Kopplungschemie zur Funktionalisierung einer Carboxyl-terminierten Porenoberfläche.
EDC/PFP-Kopplungschemie zur Funktionalisierung einer Carboxyl-terminierten Porenoberfläche.

Jegliche Änderung des Ionentransports in Abhängigkeit der Oberflächenladung der Nanoporen und des Porendurchmessers, können mittels Strom-Spannungs-Kurven nachgewiesen werden. Das dient einerseits als Nachweis einer erfolgreichen Funktionalisierung der Porenoberfläche und andererseits kann mit Hilfe des gebundenen Sensors detektiert werden, ob ein bestimmter Ligand im Elektrolyten vorliegt und auch in welcher Konzentration.

Die funktionalisierten Nanoporen können in einen Chip eingebaut und so als Sensor verwendet werden. Ein erster Prototyp wurde in einer Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik entwickelt.

Schematischer Aufbau eines Messexperiments und die Auftragung der Strom-Spannungskurven. Erster Prototyp eines „Lab-on-a-Chip-Sytems“.
Schematischer Aufbau eines Messexperiments und die Auftragung der Strom-Spannungskurven. Erster Prototyp eines „Lab-on-a-Chip-Sytems“.
Ultrasensitive and selective copper (II) detection: introducing a bioinspired and robust sensor
L. K. Müller, I. Duznovic, D. Tietze, W. Weber, M. Ali, V. Stein, W. Ensinger, A. Tietze
Chemistry—A European Journal 26, 8511-8517, 2020
DOI: 10.1002/chem.202001160
Fabrication of soft-etched nanoporous polyimide membranes for ionic conduction and discrimination
K. Froehlich, S. Nasir, M. Ali, P. Ramirez, J. Cervera, S. Mafe W. Ensinger
Journal of Membrane Science 617, 118633, 2021
DOI: 10.1016/j.memsci.2020.118633
Ionic transport characteristics of negatively and positively charged conical nanopores in 1:1, 2:1, 3:1, 2:2, 1:2, and 1:3 electrolytes
S. Nasir, M. Ali, J. Cervera, V. Gomez, M.Hamza, A. Haider, W. Ensinger, S. Mafe, P. Ramirez
Journal of Colloid and Interface Science 553, 639-646, 2019
DOI: 10.1016/j.jcis.2019.06.061
Automated measuring of mass transport through synthetic nanochannels functionalized with polyelectrolyte porous networks
I. Duznovic, M. Diefenbach, M. Ali, T. Stein, M. Biesalski, W. Ensinger
Journal of Membrane Science 591, 117344, 2019
DOI: 10.1016/j.memsci.2019.117344
Lithium Ion Recognition with Nanofluidic Diodes through Host–Guest Complexation in Confined Geometries
M. Ali, I. Ahmed, P. Ramirez, S. Nasir, S. Mafe, C. M. Niemeyer, W. Ensinger
Analytical Chemistry 90, 6820-6826, 2018
DOI: 10.1021/acs.analchem.8b00902
The iNAPO Project: Biomimetic Nanopores for a New Generation of Lab-on-Chip Micro Sensors
W. Ensinger, M. Ali, S. Nasir, I. Duznovic, Ch. Trautmann, M. E. Toimil-Molares, G. R. Distefano, B. Laube, M. Bernhard, M. Mikosch-Wersching, H. F. Schlaak, M. El Khoury
International Journal of Theoretical and Applied Nanotechnology 6, 21-28, 2018
DOI: 10.11159/ijtan.2018.004
Potassium-induced ionic conduction through a single nanofluidic pore modified with acyclic polyether derivative
M. Ali, I. Ahmed, S. Nasir, I. Duznovic, C.M. Niemeyer, W. Ensinger
Analytica Chimica Acta, 1039, 132-139, 2018
DOI: 10.1016/j.aca.2018.07.056